Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, schreibt:
Bei dem Islam, wie er sich heute den meisten Muslimen wie Nichtmuslimen präsentiert und wie er von vielen Gläubigen praktiziert wird, handelt es sich um eine manipulierte Version dieser Religion. Wir sind mit einer Manipulation konfrontiert, die auf die Muslime selbst zurückgeht und deren Wurzeln tief hinein in die Frühgeschichte des Islam kurz nach dem Tod Mohammeds reichen.
Die Hauptintention des Islams lag jedoch darin, die Menschen aus ihrem Status als fremdbestimmte Objekte zu befreien und ihnen den Weg hin zu selbstbestimmten Subjekten zu bieten.
Allerding führten die politischen Machtkämpfe kurz nach dem Tod Mohammeds zu einer Umkehrbewegung. Wieder wurde der Mensch zum Objekt der Unterwerfung, wieder zwang man ihn zum bedingungslosen Gehorsam gegenüber despotischen Machthabern.
Heute können wir von einer Kultur der Unterwerfung sprechen.
Und diese Kultur der Unterwerfung, die sich bis in unsere Gegenwart gehalten hat, benötigt keine autoritären Herrscher mehr, um sich selbst aufrechtzuerhalten; ihre Machtmechanismen haben sich längt verselbstständigt.
Dieser manipulierte Islam suggeriert den Gläubigen, sie seien nicht in der Lage, ihre Religiosität selbst in die Hand zu nehmen, vielmehr seien sie auf Gelehrte angewiesen, die ihnen den Islam erklären und ihnen vorschreiben, was sie tun müssen und was sie nicht tun dürfen.
Gottes falsche Anwälte, Seite 7-9