Die angeblichen Neuoffenbarungen im Koran entpuppen sich als christlich apokryphische Fantasien.
Der Koran lehrt in Sure 19, dass Jesus in der Wüste unter einer Palme geboren wurde und dass das Jesuskind von Anfang an spricht. In Sure 3 erschafft Jesus Vögel.
Diese Geschichte entspricht einem Bericht des Pseudo-Matthäus. In Kapitel 20 dieses apokryphischen nicht biblischen Werks fliehen Joseph und Maria nach Ägypten und kommen unter einer hohen Palme zur Ruhe. Maria sehnt sich danach, die Früchte einer Palme zu essen und Joseph erklärt, dass sie Wasser brauchen. Dann spricht das Jesuskind zur Palme und bewirkt ein Wunder: „Da sagte das Jesuskind mit freudiger Miene, das im Schoß seiner Mutter ruhte, zur Palme: ‚O Baum, beuge deine Zweige und erquicke meine Mutter mit deiner Frucht.‘ Und gleich bei diesen Worten beugte die Palme ihre Spitze bis zu den Füßen der seligen Maria; und sie sammelten daraus Früchte, von denen sie alle erquickt wurden. Und nachdem sie alle ihre Früchte geerntet hatten, blieb sie niedergebeugt und wartete auf den Befehl, sich von ihm zu erheben, der ihr schlecht befohlen hatte, sich zu bücken. Da sagte Jesus zu ihr: ‚Erhebe dich, Palme, und sei stark und sei der Gefährte meiner Bäume, die im Paradies meines Vaters sind; und öffne aus deinen Wurzeln eine Wasserader, die in der Erde verborgen ist, und lass das Wasser fließen, damit wir von dir satt werden.‘ Und sie erhob sich alsbald, und an ihrer Wurzel begann eine Wasserquelle zu sprudeln, die überaus klar und kühl und funkelnd war. Und als sie die Wasserquelle sahen, freuten sie sich mit großer Freude und wurden satt, sie selbst und ihr ganzes Vieh und ihre Tiere. Dafür dankten sie Gott.“
Historiker und Textwissenschaftler wie F. F. Bruce sind zu dem Schluss gekommen, dass der Koran seine Geschichte aus dem apokryphen Pseudo-Matthäus-Evangelium entnommen hat. {1}
Eine andere Säuglingserzählung aus dem Koran lehrt, dass Maria das Kind nicht lange nach der Geburt ihrem Volk präsentiert und dann der neugeborene Jesus zur Überraschung aller zu ihnen spricht.
Die Quelle dieser Geschichte ist ein weiteres Pseudo-Evangelium: Das arabische Evangelium der Kindheit des Erretters.{2} Laut Wallace wurde dieses apokryphische Werk im fünften oder sechsten Jahrhundert n. Chr. geschrieben.{3} In diesem Werk heißt es: „Jesus habe gesprochen, als er in der Wiege lag, und habe zu Maria seiner Mutter gesagt: ‚Wahrlich, ich bin Jesus, der Sohn Gottes, das Wort, das du getragen hast, wie der Engel Gabriel dir die frohe Botschaft verkündete; und mein Vater hat mich gesandt zum Heil der Welt.‘“ Auch hier sehen wir eine Parallele zwischen dem Koran und diesem apokryphischen Werk, auch wenn der Koran Jesus andere Worte in den Mund legt. So steht in Sure 19,30: „Ich bin der Diener Gottes …. zu einem Propheten gemacht.“
Ein dritter Bericht im Koran (Sure 3,49) berichtet, dass Jesus Vögel aus Lehm machte und sie dann zum Leben erweckte.
Diese Geschichte stammt aus einem anderen apokryphischen Werk, dem Thomasevangelium. Das früheste Manuskript dieser Schrift stammt aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., aber die meisten Gelehrten datieren dieses Werk auf das Ende des 2. Jahrhunderts. {4}
In Johannes 2,11 heißt es jedoch, dass das erste Wunder Jesu zu Beginn seines Wirkens in Kana in Galiläa vollbracht wurde.
Der Koran präsentiert also Geschichten über die Kindheit Christi, die im Gegensatz zum Neuen Testament stehen und sich auf gnostische, nicht anerkannte, ausserbiblische Werke als Quelle stützen. Sie könnten in der arabischen Ostkirche verbreitet gewesen sein.
Der Koran bestätigt trotz allem die jungfräuliche Geburt Christi (Sure 19,16-21; 3,37-45). Der Koran bestätigt auch, dass Christus Wunder vollbracht hat (Sure 3,37-45; 43,63-65). Der Koran bestätigt weiter das Prophetentum Christi (Sure 19,29-31 und dass Christus nicht tot ist, sondern von Gott in den Himmel erhoben wurde (Sure 4,158; 19,33). Zudem bestätigen die Berichte des Korans indirekt die Göttlichkeit Jesu: Da Jesus als Säugling sprechen kann, ist er auch eine göttliche Inkarnation. Auch die Erschaffung der Vögel stellen ihn als Schöpfer dar.
- F. Bruce, Jesus and Christian Origins Outside the New Testament (London: Hodder and Stoughton, 1974), 172-73.
- Clair Tisdall, The Original Sources of the Qur’an (London: Society for Promoting Christian Knowledge, 1905), Kap. 4, Abschnitt 3.
- Komoszewski, Sawyer und Wallace, Reinventing Jesus, 156.
- Ronald Hock, The Infancy Gospels of James and Thomas (Santa Rosa, CA.: Polebridge Press, 1995), 91-92.
Gegensätzliche Ansichten über Jesus
Sowohl der Islam als auch das Christentum erkennen Jesus als eine bedeutende historische Figur an. Sie lehren jedoch Gegensätzliches über das Wesen und die Person Jesu Christi.