Im Internet wird immer wieder behauptet, der Koran sei seit Mohammed unverändert überliefert worden. Dazu wird neuerdings ein Hinweis auf eine Studie von Marijn van Putten der Universetät Leiden gemacht. Diese Studie ist 2022 angelaufen und die Aussagen im Artikel darüber sagen das Gegenteil.
Hier die Aussagen im Artikel:
Die Handschrift dieses heiligen Buches lässt unterschiedliche Interpretationen zu (Der Text ist nicht eindeutig).
Marijn van Putten soll die unterschiedlichen jahrhundertealte Rezitationen erforschen (Nicht den Text an sich).
„Das verwendete Manuskript kann auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert werden“, erklärt Van Putten.
Erst im zehnten Jahrhundert, dreihundert Jahre nach der Vereinheitlichung des Quelltextes, wurden auch die unterschiedlichen Interpretationen vereinheitlicht. „Deshalb wissen wir sehr wenig über die Auslegung des Korans in den ersten Jahrhunderten des Islam.“ (Ein einheitlicher Islam entstand erst 300 Jahre nach Mohammed).
Durch den Vergleich der später hinzugefügten Texte mit dem standardisierten Basistext wollen Van Putten und sein Team nachvollziehen, wie sich die Interpretation des Korans entwickelt hat. (Zu beachten ist, dass die älteste vorhandene Koranversion aus dem 8 Jahrhundert ist. Es wurden noch Texte hinzugefügt. In der Studie geht es um die unterschiedlichen Rezitationen und nicht um die Zuverlässigkeit des Korantextes).
Bei seiner Untersuchung von drei Koranversionen schreibt er in einem Artikel schreibt: „Man fragt sich, ob die zitierten Materialien nur aus dem Gedächtnis übernommen wurden oder ob auch schriftliche Notizen verwendet wurden. Wenn Letzteres der Fall ist, wäre zu erwarten, dass zumindest einige dieser Notizen erhalten geblieben wären. Das ist jedoch nicht der Fall.“ (Es fehlen Textfunde aus den Anfangszeiten).
Die „kanonische Überlieferungen, die von al-Dūrī (gest. 246 (islamische Zeitrechnung /860) und al-Sūsī (gest. 261/874), die sich erheblich voneinander unterscheiden im Sinne von ʾuṣūl (allgemeine Grundsätze). ʾAbū ʿAmrs Lesart erfreute sich in der Mamluken-Zeit im Maschrik offensichtlich großer Beliebtheit und scheint erst vor relativ kurzer Zeit (anscheinend in der osmanischen Zeit) durch die heute in der Überlieferung vorherrschende Lesart des Kufan ʿĀṣim (gest. 127/745) ersetzt worden zu sein von Ḥafṣ (gest. 180/796). Auch heute noch ist die Lesung von ʾAbū ʿAmr im Sudan beliebt.“ (Seite 283)