In Pakistan marschieren Anhänger einer islamistischen Partei trotz aller Warnungen der Regierung weiter auf die Hauptstadt Islamabad zu. Sie fordern die Ausweisung des französischen Botschafters wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich im vergangenen Jahr. In einem mit der radikalen Islamistenpartei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) vereinbarten Kompromiss hat die Regierung in Islamabad zugesagt, das Parlament über die Forderung der TLP nach Ausweisung des französischen Botschafters debattieren zu lassen. Trotz Zugeständnissen wird der Protestmarsch fortgesetzt.
Tausende Anhänger der Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) haben seit dem Beginn ihres Marsches mehr als 100 Kilometer zurückgelegt. Sie starteten in der Stadt Lahore und sind zu Fuss oder mit Autos, Bussen und Motorrädern unterwegs. Zuletzt befanden sie sich in der Stadt Gujranwala. Die Partei wurde 2017 mit ihrem Eintreten für Gesetze bekannt. Diese sehen eine Todesstrafe für jene vor, die der Beleidigung des Islams oder des Propheten Mohammed schuldig gesprochen wurden.
Der afghanische Sieg der Taliban hat im Nachbarland Pakistan eine Welle von islamistischem Aufbegehren ausgelöst. Die gleichnamige, aber eigenständige Muslimbewegung fordert die totale Islamisierung von Paktistan. Die «Tehrik-e Taliban Pakistan» (TTP) soll in Waziristan wieder ganz Herrin der Lage sein. Nach einer jüngsten Gallup-Umfrage würden 55 Prozent der pakistanischen Bevölkerung eine Regierung der Taliban in Islamabad unterstützen.
Die Verordnungen zur Islamisierung des Strafrechts in Pakistan haben schon jetzt verheerende Folgen. Amnesty International will Hinweise darauf haben, dass in Pakistan alle drei Minuten eine Frau vergewaltigt wird, das sind rund 500 Opfer pro Tag. Nicht alle, werden von ihren Männern oder Vätern deswegen als Ehebrecherinnen angezeigt, doch sitzen 80 Prozent der vergewaltigten Frauen wegen Ehebruch im Gefängnis!
Unterstützung bekommt die TTP neuestens auch von anderen Muslim-Extremisten, die lang ihre Hauptrivalen waren. Während die Taliban, in Pakistan wie in Afghanistan, zur radikalen, aber lokalpatriotischen Schule der Deobandis gehören, hat die Tarik-e Labbaik (TLP) eine globale Ausrichtung zur islamischen Weltrevolution. Sie ist erst mit der Verfolgung von Asia Bibi vordergründig als christenfeindliche Antiblasphemie-Bewegung entstanden.
Jetzt sieht die TLP die Stunde gekommen, den Nicht-Muslimen in Pakistan und später einmal auf der ganzen Welt ein Ende zu bereiten. Dazu haben sie sich sogar mit den Taliban als ihren ideologischen Gegnern zusammengetan. Das ist ein gefährlicher, noch nie dagewesener Schulterschluss.
Abgesehen von der Machtergreifung ihrer Gesinnungsgenossen in Afghanistan kommt der TTP jetzt auch die Impfkampagne gegen Covid zugut. Schon 2016 hatten sie ihren Kampf gegen die pakistanische Führung vorrangig gegen deren damalige Polio-Impfungen geführt. In vielen Dörfern, doch auch in Belutschistans Provinzhauptstadt Quetta sprengten sich Selbstmordattentäter mit Ärzten, Krankenschwestern, Kindern und deren Eltern in die Luft.
Jetzt greifen Pakistans Taliban im ganzen Land wieder Covid-Impfungsstationen an. Es sei unislamisch, von Allah geschaffene Menschen in ihrem Erbgut durch Spritzen zu verändern. Medizinische Teams könnten sich nur unter starkem Polizeischutz in Stadtviertel radikalisierter Muslime und in die Provinz wagen, berichtet in Karachi die englischsprachige Tageszeitung «Dawn» (Morgenröte).
Pakistans nur zwei Prozent Christen haben sich schon früher mit anderen religiösen Minderheiten wie Hindus oder Bahai zur «Gesamtpakistanischen Minoritäten-Allianz» (APMA) zusammengeschlossen, um wenigstens eine Stärke von fünf Prozent zu erreichen. mehr Informationen